8. Februar 2009

Solothurn meldet: Pulver gut!

Wir Schweizer sind ein Volk von Zugfahrern. Es gibt in unserem Land praktisch keinen Landstreifen, in dem nicht Gleise verlegt sind. Und der Fahrplan ist so dicht, dass täglich Hunderttausende Pendler lieber mit dem Zug zur Arbeit fahren als mit dem Auto. Dennoch hat die Zugbegeisterung über die Jahrzehnte abgenommen. Zugfahren ist für viele ein Muss, Bahnhöfe vermitteln nicht mehr die Reiseidylle früherer Tage. So kommt man oft auf den letzten Drücker auf den Perron und will schnellstmöglich im Zug verschwinden.

Nun laufen wir Schweizer Gefahr, dass uns der Rang als zugbegeistertste Bevölkerungsgruppe abgelaufen wird; von Einwanderern aus Schwarzafrika. Sehr gut zeigt sich dies am Bahnhof Solothurn. Während wir Schweizer uns schon ab fünfminütigen Verspätungen fürchterlich über die Bundesbahn aufregen können, scheint dies den Schwarzen gar nichts auszumachen. Zu jeder Zeit – sogar wenn gar kein Zug fährt – sieht man gleich mindestens ein Dutzend von ihnen. Verteilt auf alle Perrons, die Unterführung und deren Eingänge. Erstaunlich dabei ist: Scheinbar sind diese Leute so von Zügen und Bahnhöfen begeistert, dass sie meist vergessen, dann auch in einen Zug einzusteigen, wenn einer kommt. Ist nicht gerade ein Zug in Solothurn eingetroffen, kommt es daher oft vor, dass man sich als Weisser am Solothurner Bahnhof in Unterzahl befindet. Die Randständigen vor dem "Avec" eingerechnet.

Was diese Leute beruflich machen, verschliesst sich leider unserer Kenntnis. Vermutlich sind sie im Verkauf tätig. Denn wenn man an ihnen vorbei geht, suchen sie immer Augenkontakt und schauen einen dann mit fragend-fordernden Augen an. Wenn man bedenkt, dass es den Tag über gleich Dutzende von ihnen am Bahnhof hat, muss man davon ausgehen, dass sich wenigstens eine Branche der globalen Finanzkrise erfolgreich entziehen konnte.