19. Dezember 2007

Täglich ein neues Geschenk (8/12, erschienen im Nebelspalter 10/07)


Für Ihren italienischen Schwager:
Als Ihre Schwester das erste Mal mit Gianni ankam, hatten Sie schon ein mulmiges Gefühl. Der adrett gekleidete Mann mit streng nach hinten gelierten Haaren erinnerte Sie stark an die Mafiafilme, die Sie so lieben. Dass er Ihnen immer die besten Angebote unterbreitet, egal für welche Produkte auch immer, macht ihn zwar sympatischer, aber nicht unverdächtiger. Wenn Sie ihn fragen, was er beruflich so macht, antwortet er immer: „Ich bin Franchisenpartner eines grossen italienischen Unternehmen.“ Beruhigen tut Sie das nicht, aber Sie sind froh, dass Sie zu seiner Familie gehören. Als er frisch in der Schweiz war, mokierte er sich immer darüber, dass er dachte, in der Schweiz könne der Bürger selber bestimmen. Dem sei aber ja gar nicht so, da hätte man in Sizilien mehr bestimmen können. Um seine Enttäuschung über die fehlende Selbstbestimmung zu lindern, schenken Sie ihm einfach ein amtlich beglaubigtes Gesetzbuch zum selber ausfüllen. Sie werden sehen, plötzlich ist die Schweiz wieder sein Traumland und Sie sein Lieblingsschwager.

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