15. April 2008

Generationenkonflikt in SBB-Zügen

Der Kluge reist im Zuge. Ein Satz der vermutlich der romantischen Vorstellung einer langen Zugfahrt mit dem Partner fürs Leben entspringt. Aber wir leben im 21. Jahrhundert. Die Zugfahrten sind nicht mehr lang, Bern - Zürich in weniger als einer Stunde. Die Romantik ist tot, heute ist Pornografie. An Partner fürs Leben glauben höchstens noch Idealisten, denn heute gibts Casual Sex. Sich einfach ab und zu mal treffen und ficken. So viel zu den positiven Veränderungen.

Normalerweise bin ich in der glücklichen Lage, meinen Alltag ohne Zug fahren zu gestalten. Heute leider nicht. Ich stieg in den Zug und setzte mich irgendwo hin, wo es noch Platz hatte. Grosser Fehler. Ich landete mitten in einer Dreiergruppe Nachkriegsjahrgang-Weiber. Dummerweise Erster Weltkrieg. Und wie allgemein bekannt ist, funktionieren die Ohren in diesem Alter noch etwa so gut wie bei Roger de Weck die Augen. So höre ich die ganze Diskussion.

Thema der drei war die horrende Ausgabe von 35 Franken am Bahnhofkiosk. Für drei Kaffee, drei Vollkorngipfeli, die Bunte, Gala, Schweizer Illustrierte, Super Illu. Eine der Frauen hatte den Betrag vorgeschossen und nun ging es um die gerechte Verteilung. Sie waren sich nach 10 Minuten immerhin einig, dass es auf jeden Fall mehr als 10 Franken pro Person sein müssen. Diese Alten, was soll das? Letztes Wochenende habe ich das Zehnfache davon versoffen einfach so. Weg ist weg, scheiss aufs Sparen.

Wie würde man das die Generation von heute regeln? „Ist schon ok, ich spendiere die Pornohefte. Aber es soll sie einfach keiner vollwichsen. Nächstes Mal seid ihr dran.“ Ich schlug den Damen genau dies vor. Mit Klatschmagazinen anstatt Pornoheften und Fotos ausschneiden anstatt vollwichsen. Spendieren kam für die drei Klatschtanten aber nicht in Frage. Wie kann man nur so kompliziert sein? Hat das mit dem allgemeinen Geiz dieser Generation zu tun? Oder verstehe ich als Junger das einfach nicht? Na ja, ein gewisses Verständnis habe ich schon. Schliesslich weiss man im Alter dieser drei Damen ja nie, ob der Gefallen noch erwidert wird.

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